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April im Regen

Der April, der macht was er will - wir haben das vergessen

In den letzten Jahren hat der April uns viel Wärme und Sonne beschert. Es war zwar durchschnittlich zu warm und trocken. Für die Natur - das wissen wir inzwischen alle - bedeutete das Stress. Unserer Befindlichkeit jedoch - wenn uns nicht das Mitlied mit den gestressten Bäumen heruntergezogen hat - tat der warme Frühling gut. Durch die coronabedingten Einschränkungen in den letzten beiden jahren war es besonders angenehm, schon im Vorfrühling viel Zeit im Freien verbringen zu können. 

Was aber wenn es bis in den späten April hinein - wie aktuell - wechselhaft und regnerisch ist, ja es sogar noch bis in niedrige Lagen schneit und sich Sonne und warme Temperaturen nur an sehr wenigen Tagen zeigen? Gut für die Natur und darüber dürfen wir uns eigentlich freuen. Zudem, eigentlich ist ein wechselhafter April normal, wir haben das schlichtweg vergessen. Nichts desto trotz.  Irgendwann nervt der Regen, die Kälte schlägt auf's Gemüt.
Um dem entgegen zu wirken, könnte man das schlechte Wetter nutzen für einen ausgiebigen Frühjahrsputz, oder um beispielsweise den Keller endlich von all dem zu befreien, was überflüssig ist, ebenso die Kleiderschränke. Aber irgendwann ist alles erledigt und wenn es dann immer noch regnerisch und kalt ist wie in diesem Jahr? Es schlägt bei fast jedem auf die Laune. Gibt es nicht schon genug Krisen im Weltgeschehen? Ein schöner Frühling wäre doch tröstlich. In dem Kontext all der Krisen warten wir vielleicht mit besonderer Sehnsucht auf den Sommer, auf Biergarten-, Straßencafé-Besuche und darauf, endlich ohne warmer Jacke, Schal und Mütze auf Terrasse, Balkon oder einem "Bankerl" mit Bergblick sitzen zu dürfen.

So ähnlich erging es mir in diesem Jahr. Ich habe all das was ich mir seit vielen Jahren vorgenommen habe, es aber immer wieder verschoben hatte, erledigt. Keller geräumt, Inhalte in Schränken und Regalen sortiert und ausgemistet. Ich empfand es als befreiend, schafft es doch Raum (auch innerlich) für Neues. Jetzt kann der Frühling kommen, dachte ich. Er kam aber nicht. Der April zeigte und zeigt noch immer nicht seine sonnige Seite - zumindest nicht ausreichend.

Was also tun? Und wie immer ist mein Motto: Raus gehen gegen schlechte Laune. Es funktioniert! Ob es graupelt, regnet, der Himmel grau ist oder gar dunkelgrau. Die Natur - wenn auch bisher zurüchhaltend - bietet trotzig die farbigen Boten des Frühlings. Leberblümchen und Veilchen spitzen aus dem braunen Laub heraus. Ihr Violett ist ein besonderer Kontrast zum noch braunen Waldboden. Teppiche von hellem Grün des Bärlauchs, nach einem Regen zusätzlich mit einem Glanz versehen ist ein regelrechter Wachmacher. Weiße Buschwindröschen zeigen uns deutlich, dass der Winter längst hinter uns liegt. Wenn wir uns ein wenig Zeit nehmen und sie länger beobachten, wie sie sich im Wind bewegen, kann das wie ein Tanz erscheinen. Stellen wir uns einfach vor, wie auch wir tanzen und unsere Lebendigkeit sich entfaltet nach der Stille und der eher nach innen gerichteten Zeit, die die gefühlt viel zu lange kalte Zeit mit sich bringt. Wenn wir es zulassen, wenn wir uns mit allen Sinnen verbinden mit all dem was sich uns in der Natur zeigt, dann ist ein Spaziergang auch an einem kalten regnerischen späten Apriltag eine Freude. Und das besondere Geschenk: Der Wald gehört uns bei Regen fast allein, weil viele insbesondere Menschen die keinen Hund besitzen, bei schlechtem Wetter lieber zuhause bleibt.

 

Das darf natürlich auch sein, sich zuhause "einmummeln". Aber wenn die Laune sinkt, gehen Sie in den Wald, langsam und achtsam, vielleicht entdecken auch Sie die Schönheit - sogar im gefühlt viel zu kalten April.

 

Silke Macher