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November

Was tun wenn die Tage grau werden

Die Bäume haben ihre letzten Blätter abgeworfen, sie zeigen ihr zum Teil filigranes Gerüst. Der Himmel ist grau gefärbt und dieses grau scheint sich in der Landschaft zu spiegeln. Alles erscheint eintönig. Allerheiligen, Allerseelen, Buß und Bettag... Tage die an Vergänglichkeit erinnern und auch daran, dass unser eigenes Leben nicht endlos ist. Das alles kann eine Chance sein, mal wieder inne zu halten, unsere Aufmerksamkeit nach innen zu richten, vielleicht zu überdenken, was wir abwerfen dürfen - es den Bäumen gleich tun - um Platz für das zu schaffen was uns wahrhaft wichtig ist. Es ist die Zeit für Meditation, Stille, Rückzug aber auch Gemütlichkeit. Ein heißes Bad, eine Kanne Tee, Kerzen, die warmes Licht spenden, mal wieder ein schönes Buch lesen oder eine lange nicht gehörte CD einlegen? Tief durchatmen. Manchen Menschen jedoch fällt es schwer die Qualitäten die der Spätherbst bietet anzunehmen. Stattdessen haben sie mit depressiven Verstimmungen zu kämpfen. Die Stille fühlt sich schwer an und nicht als etwas,, was zum Zyklus des Lebens gehört . So Grau wie die Natur fühlen sie sich selbst.

Geht es Ihnen auch so? Dann gehen Sie raus in die Natur. Ein aufmerksamer Spaziergang lohnt sich und kann eine Möglichkeit sein, den Blick und das Bewusstsein in eine andere Richtung zu lenken. So finden sich in der Natur noch jede Menge Farben - neben dem braungrau. Das Pfaffenhütchen, der gewöhnliche Schneeball sie tragen fast den ganzen Winter ihre Früchte. Auch Hagebutten hängen noch an manchen Sträuchern. Der Efeu ist immer grün, auch die Nadelbäume und die Lärchen spitzen senfgelb aus den Baumwipfeln hervor.

Das worauf wir unseren Blick richten formt unsere Gedanken. Gehen wir also bewusst und aufmerksam, ja fast meditativ raus in die Natur. Richten wir unseren Fokus auf all das was unsere Seele nährt. Wir werden staunen wie viel es zu sehen gibt. Und gerade weil es uns nicht ins Auge sticht, weil es zu entdecken, zu suchen ist und sich nicht im Gegensatz zu Sommer und Frühherbst so deutlich zeigt, ist es ganz besonders kostbar.
Vielleicht kann ein Spaziergang in der Natur eine kleine Entdeckungsreise sein, die zu einem Perpektivenwechsel führt und die gefundenen Schätze dürfen nach innen strahlen. Das innere Grau kann sich mit Farbe füllen. 
Und die Stille des Novembers, die Zeit der Transformation, des inneren Rückzugs, der Leere darf sich verbinden mit den kostbaren, weil eher seltenen noch blühenden bzw. früchtetragenden Pflanzen oder einem besonderen Sonnenuntergang. Nochmal tief ein- und ausatmen...

 

Silke Macher